Kommentar einer Lesungsteilnehmerin

 

 

Lesung: Ein Kartenhaus

 

 

 

 

Sie sagt von sich, sie sei ein „importiertes Kind“. Jasmina Marks ist in Indien geboren und wurde als Säugling von deutschen Eltern adoptiert. Eltern, die sich ein Kind wünschen, dem sie ihre Liebe geben können, weil sie selber keine Kinder bekommen können, solche Eltern adoptieren normalerweise Kinder. Jasmina hatte dieses Glück nicht. Sie wurde in ihr Kinderzimmer fast ohne Möbel und ohne Spielzeug eingesperrt, wurde gequält, misshandelt und sexuell missbraucht bis ins Erwachsenenalter hinein. Immer wieder wurde ihr zu verstehen gegeben, dass sie nichts wert sei, nur Ärger mache, undankbar, eine Lügnerin … Als „dat schwatte Kind“, war sie dem allen rechtlos ausgesetzt, Hilfe gab es nicht. Zwar wurden Erzieher und Lehrer im Kindergarten und in der Schule aufmerksam und auch Verwandte hatten wohl mehr als Ahnungen von dem, was ihr geschah, aber niemand forschte nach, ergriff Partei für sie. Niemand, dem sie vertrauen konnte, der ihr glaubte.

 

 

 

 

Jasmina Marks ist einen mühsamen und einsamen Weg gegangen. Aus Isolation, Angst, Verzweiflung, Todeswünschen hin zu einer selbstbewussten, warmherzigen und offenen Frau. Die Stationen dieses Weges, den es ihr zu gehen möglich war, weil sie eine einfühlsame und kompetente Therapeutin fand, beschreibt sie in ihrem Kurzgeschichten und Gedichten, die sie in der Erlöserkirche vortrug. Ihre Geschichte löste Betroffenheit und gleichzeitig Hoffnung bei den ZuhörerInnen aus. Jasmina machte die Erfahrungen, dass sie in sich einen heilen und starken Kern hat. So fand sie ihren Glauben an sich selber und auch an Gott wieder. Ihr Vortrag endete mit dem Appell nicht wegzuschauen, sondern mit offenem Herzen auf Kinder zuzugehen, die eventuell missbraucht werden und nach fachlich kompetenter Hilfe für sie zu suchen.

 

 

 



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© Jasmina Marks