Was ich mal loswerden muss ....

 

Herrje, ich wollte es ja eigentlich nicht tun, aber irgendwie kann ich nicht umhin, mich doch noch öffentlich zur Missbrauchsdebatte zu äußern.

 

Wenn es nach mir ginge, würde ich gerne sämtlichen „Opfern“ Redeverbot erteilen! Nämlich ausschließlich denjenigen, welche sich nicht anders zu helfen wissen als sich zu Wort zu melden, indem sie detaillierte Angaben zu Vorfällen machen, die ihnen widerfahren sind.

 

Wem bitte soll das etwas nützen? Das hilft weder den Betroffen selbst noch Außenstehenden und erst recht hilft es keinem sich in dieser Situation befindlichem Kind!

 

Leute – haltet ein und überlegt, bevor ihr euch vor eine Kamera stellt und Beschreibungen hinausposaunt, die ausführliche Handlungen wiedergeben! (Mal abgesehen davon, dass so etwas jedem pädophil veranlagtem Charakter eine Steilvorlage liefern kann – sollte man auch nicht komplett ignorieren!)

 

Ehrlich gesagt, kann ich weder verstehen noch nachvollziehen, warum man so etwas tut und deswegen würde ich gerne alle denen, die das als Weg für sich entdeckt zu haben glauben, sagen wollen: „Sag nichts vor einem öffentlichen Mikrofon! Es wäre klüger zu erzählen, dass es Wege gibt, die ein solches Leid beenden und wie du es geschafft hast, wieder aufzustehen – wenn du es denn geschafft hast, was ich dir von Herzen wünsche! Aber wenn du noch nicht an dem Punkt bist, dass du über den Dingen stehst und dieses Trauma hinter dir lassen konntest, sag bitte NICHTS vor einem Mikrofon!“

 

Das „Thema an sich“ ist ohne Zweifel brisant und gerade dann, wenn es die Kirche betrifft, keine Frage. Sich dem „Thema an sich“ zu stellen erfordert aber, eben weil es so brisant und zugleich auch wichtig ist, eine behutsame als auch wohlüberlegte Vorgehensweise, will ich denn ein bestimmtes Ziel erreichen. Dabei müsste klar sein, wie sich denn dieses Ziel definiert! Genau genommen sollte es nur ein einziges Ziel geben:

 

Verfolgt man das Eingestehen der Taten mit der Absicht, gravierendes Fehlverhalten zukünftig zu vermeiden und bestmöglich auszuschließen, dann ist die Strategie klar. Um solche Taten ab sofort im Vorfeld zu verhindern, bedarf es einer Sensibilisierung. Eine Sensibilisierung unserer Kinder, die gesagt bekommen müssen, was richtig und falsch ist. Was ein anderer mit ihnen tun darf und was nicht; die lernen müssen, Grenzen zu stecken, wem sie sich bedingungslos anvertrauen können und wo sie Schutz finden werden.

 

Dazu wiederum braucht es befähigte Erwachsene im Umfeld unserer Kinder. Erwachsene, die wissen, was sie tun können, welche Schritte wann einzuleiten sind oder aber an wen sie sich wenden können, um dem Kind die so dringend benötigte Hilfe zügig zuteil werden zu lassen – sprich, welche Fachleute stehen in meinem Umfeld zur Verfügung und sind erreichbar? Woran erkenne ich, ob ein Kind missbraucht wird, was sind die Merkmale? Wie kann ich helfend eingreifen, ohne alles unter Umständen noch schlimmer zu machen?

 

Es braucht eine Sensibilisierung als auch die Bereitschaft der Erwachsenen, helfend einzugreifen, weil nur sie das können im Gegensatz zum betroffenen Kind! Dieses allerdings wird und kann nur dann erfolgreich sein, wenn ich nicht mit einer „Schocktherapie“ arbeite, die das Grauen in Worte zu fassen versucht und damit letztendlich das Gegenteil bewirkt von dem, was ich ursprünglich im Sinn hatte – nämlich dass meine Zuhörer sich abwenden und das vermutlich sogar noch genervt!

 

Denn genau das bin ich selbst mittlerweile (leider): Ich bin genervt von dem fortwährenden Gejammer und dem Anspruch auf Mitleid. Eine andauernde verbale Klage hilft rein gar nichts! So gesehen legen sich Betroffene, die so vorgehen, selbst Steine in den Weg und was es noch viel schlimmer macht, wie ich finde, dass sie ebenfalls die jetzt betroffenen Kinder gefährden, weil niemand mehr gewillt ist, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen – was aber nötig wäre, um gerade diesen Kindern zu helfen!

 

Die eigene Opferrolle als auch die Wahrnehmung als „Opfer“ wie ein Schild in anklagender Form vor sich her zu tragen mit dem vehementen Ansinnen, Respekt zu verlangen, ändert überhaupt nichts und ist aus meiner Sicht der absolut falsche Weg – SORRY! Und anderseits auch kein „SORRY“ ob der Verantwortung, die auf jedem liegt, der sich mit diesem Thema befasst!

 

Um den Schrecken von Missbrauch nicht zu unterschätzen, braucht es keine detaillierten Beschreibungen – gerade das braucht es NICHT!

 

Es braucht  Aufklärung, die motiviert; die befähigt, ein solches Kind zu erkennen und die stabilisiert und sicher macht, was die Reihenfolge der nächsten Schritte betrifft – es braucht eine helfende Hand. Und eine helfende Hand ist niemals eine schlagende, bildlich gesprochen. Wenn ich also möchte, dass sexueller Missbrauch an Kindern zukünftig schneller unterbunden wird, dann sollte ich nicht mit der Darstellung von Handlungen um mich schlagen, sondern weiser wäre es, meine Hand zu reichen und zu sagen „komm mit, ich zeige dir, wer uns helfen kann“!

 

 

Missbrauch hat viele Gesichter in unserer Gesellschaft. Man kann einen Menschen nicht nur sexuell missbrauchen. Narzisstischer Missbrauch beispielsweise ist eine der wohl übelsten Formen, die einen Menschen komplett zu zerlegen vermag. Psychische als auch physische Gewaltanwendungen sind alltäglicher als man wahrhaben will und haben viele verstörende Gesichter! Und um dieses in Bahnen zu lenken, die Betroffenen wirklich helfen, bedarf es Unterstützung als auch Aufklärung, vor allem aber Beistand und besagte helfende Hand! Mitleid hilft überhaupt nicht weiter! Wer lautstark etwas hinausposaunt mit der Forderung nach Anerkennung eines erlebten Leides, der wird elendig scheitern – und das mit Recht! Man erzwingt letztendlich sogar den Überdruss der Gesellschaft und ist zudem noch selbst dafür verantwortlich, dass nicht nur den Betroffenen vor Jahren oder Jahrzehnten nicht geholfen werden kann, sondern dass zu allem Überfluss den heute betroffenen Kindern erhebliche Steine in den Weg gelegt werden, die diese absolut nicht gebrauchen können!

 

Einen Täter kann man nicht im Vorhinein daran hindern, seinem Trieb nachzugehen. Er wird Mittel und Wege suchen, so oder so. Man erkennt ihn leider immer erst dann, wenn er tätig geworden ist. Daran ändert weder ein Zölibat oder die Abschaffung desselben irgendetwas. Täter kommen in deutlich höherem Ausmaß innerhalb der Familie vor, in Sportvereinen und wo auch immer wir unsere Kinder hinbringen. Tätern kann nur dann Einhalt geboten werden, nachdem sie zu solchen wurden, vorher leider nicht. Und wie ein solcher dann geahndet wird und einer „gerechten Strafe“ zugeführt werden kann, obliegt den Gerichten. Damit diese aber eine rechtskräftige Verurteilung aussprechen können, brauchen sie vorab Beweise und diese sind nur dann gegeben, wenn Betroffene von Fachleuten begleitet als auch angeleitet werden – klare Sache, oder nicht?

 

Ich kann verstehen, dass sich manch einer eine Ahndung der Taten, die er vor Jahren oder gar Jahrzehnten durchleben musste, wünscht. Allerdings ist eine Verurteilung eines Täters nicht auch die alleinige Gewährleistung dafür, dass Menschen Traumata verarbeiten können. Sie mag hilfreich sein, durchaus, aber das ist nicht die Bedingung für ein leichteres Leben im Anschluss – auch das sollte man im Hinblick auf die öffentlich geführte Diskussion dazu nicht außer Acht lassen, wie ich finde!

 

Ob man die erlebte Schädigung der eigenen Seele und des Körpers verarbeiten kann oder nicht, liegt einzig und allein in einem selbst begründet – unterliegt der eigenen Entscheidung, ob man sich Hilfe holt als auch dem eigenen Willen, aufzustehen sowie alles dafür erforderliche zu tun, sprich sich therapeutisch helfen zu lassen, nicht aufzugeben, immer weiterzulaufen mit nach vorne gerichtetem Blick – und damit eben NICHT den Rest seines Lebens die Rolle des „Opfers“ zu erfüllen, vielleicht sogar den Spieß umzudrehen und das Erlebte zum Nutzen für andere sinnvoll einzusetzen, um diesen zu helfen!

 

Nichts anderes ist notwendig – außer der eigenen Persönlichkeit und Willenskraft!

 

HM – musste mal raus!

 

 

Jasmina

 

 

27.04.2019

 

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© Jasmina Marks